Traumleben als Schriftsteller vs. das wahre Leben

Mit einem Laptop am Strand in der Sonne sitzen und inspiriert einen Bestseller nach dem anderen fertig stellen, während man Cocktails schlürft. So oder so ähnlich stelle ich mir und vermutlich auch viele andere Menschen, das Leben als Schriftsteller vor. Man arbeitet selbstständig wann und wo man will, hat keinen Chef und das erste Buch wird natürlich sofort zum Bestseller. Doch natürlich ist auch das Leben als Schriftsteller hart, erst Recht, wenn man noch nicht davon leben kann, wie es bei mir der Fall ist. Ich möchte euch heute ein paar Szenen aus dem Leben als Schriftstellerin zeigen, wie ich sie mir wünsche und wie sie tatsächlich sind.

Ort zum Schreiben

Der Strand ist hier definitiv meine Traumvorstellung. Die Sonne strahlt, ein Cocktail steht neben mir und der Wind weht leicht durch meine Haare. Die Wellen rauschen und die Luft ist klar und frisch. Was könnte die Inspiration besser ankurbeln? Ich verbringe also den ganzen Tag am Strand, schreibe und genieße das Leben.

Doch wie sieht diese Szene im wirklichen Leben aus?

Im echten Leben würde ich mich natürlich nicht mit meinem Laptop an den Strand setzen, aus Angst, durch eine kleine Windböe, Sand ins Laufwerk zu bekommen. Das kann sehr schädlich sein. Trotzdem wäre es natürlich schön zum Schreiben draußen in der Sonne zu sitzen, auch wenn es nicht am Strand ist. Im Sommer mache ich das tatsächlich auch immer mal wieder. Doch da ich nun mal in Deutschland lebe und die sonnigen Tage im Jahr hier sehr begrenzt sind, kommt das leider auch nicht besonders häufig vor. An den kälteren Tagen setze ich mich relativ oft in ein Cafe zum Schreiben. Für die Inspiration finde ich einen Tapetenwechsel immer sehr hilfreich. Das unschöne daran ist, dass es dort auch mal sehr laut werden kann und es irgendwann teuer wird, da man immer mal wieder auch etwas bestellen muss. Aber gerade an besonders kalten Tagen, weigere ich mich oft auch das Haus zu verlassen und schreibe einfach zuhause.

Inspiration

Dabei stelle ich mir immer vor, wie das Schreiben nur so fließt. Von Anfang an bin ich von der Idee, die ich hatte, total fasziniert, denke mir tolle Figuren aus und schreibe drauf los. Die Worte fließen nur so auf das Papier und das jeden Tag, bis das Buch fertig ist.

Doch wie sieht diese Szene im wirklichen Leben aus?

Auch im echten Leben bin ich am Anfang natürlich überzeugt von meiner Idee und der Story. Doch bis ich eine Story entwickelt habe, die mir gefällt, ist es ein langer Prozess und währenddessen zweifle ich mehrmals an mir selbst und daran, ob ich überhaupt ein Talent zum Schreiben habe. Wenn ich diesen Prozess überstanden habe und dann doch zufrieden bin, fange ich an zu schreiben und die Worte fließen auch ganz gut, denn ich bin überzeugt von der Story und freue mich an etwas Neuem schreiben zu können. Schon bald kommen mir dann jedoch erste Zweifel an meiner Story und ich zweifle wieder an mir und meinem Talent für die Schriftstellerei. Aus diesem Loch muss ich mich wieder raus kämpfen, bis ich dann plötzlich doch wieder sehr inspiriert und motiviert bin. Das passiert mehrere Male, bis zum Fertigstellen des Buches. Es ist also kein ganz so einfacher Prozess, wie in meiner Fantasie, aber möglich, wenn man dran bleibt.

Verdienst

Ach ja! Darüber habe ich wohl die wildesten Fantasien. Ich veröffentliche ein Buch, das überraschenderweise zum Bestseller wird und verdiene damit ein paar Zehn-, vielleicht auch Hunderttausend Euro. Dann wird mein Buch verfilmt und nochmal zum großen Erfolg. Damit verdiene ich ein paar Millionen. Durch meine Bekanntheit wird natürlich auch mein nächstes Buch zum riesen Erfolg, sodass ich mir schon bald eine schöne Villa in Frankreich am Strand leisten kann.

Doch wie sieht diese Szene im wirklichen Leben aus?

Natürlich sieht das echte Leben hier anders aus, wenn man nicht gerade Joanne K. Rowling ist. Das erste Buch wird in der Regel nicht zum Bestseller. Gerade beim Selfpublishing ist das sehr schwierig und unwahrscheinlich. Tatsächlich kann es sogar sein, dass man mit seinem ersten Buch nicht viel mehr als ein kleines Taschengeld im zweistelligen Bereich verdient. Doch hier ist dranbleiben angesagt. Wenn das Talent vorhanden ist, wird sich der Erfolg bei jedem Buch steigern, bis man vielleicht tatsächlich irgendwann einen Bestseller schreibt. Doch bis dahin ist es ein langer, steiniger Weg.

Das Selfpublishing

Nicht jeder Schriftsteller kommt mit seinem ersten Buch in einem Verlag unter. Manche versuchen es dann mit dem Selfpublishing oder entscheiden sich direkt für das Selfpublishing. Dafür spricht natürlich die schöne Vorstellung von einem unabhängigen Leben. Alles wird selbst gemacht oder in Auftrag gegeben. Das Cover, die Buchrückseite und auch alles andere kann der Autor ganz genau an seine Vorstellungen anpassen. Niemand redet ihm rein und er muss sich vor niemandem rechtfertigen. Doch das größte Argument für das Selfpublishing sind wohl die hohen Tantiemen, die man für den Verkauf der E-books erhält. In der Regel sind das um die 70%.

Doch wie sieht das Selfpublishing tatsächlich aus?

Die hohen Tantiemen sind natürlich keine Wunschvorstellung, sondern eine Tatsache. Eine weitere Tatsache jedoch ist, dass ein Selfpublisher alles selbst erledigen muss, auch das Marketing. Und wenn das Marketing keine Leser heran schafft, bringen die hohen Tantiemen nichts. Und in der Regel sind Autoren keine Marketingwunder. Auch die schöne Vorstellung vom unabhängigen Arbeiten ist in der Regel nicht ganz so schön. Auch wenn das Cover dem Autor noch so gut gefällt, kann es sein, dass es einfach zu laienhaft aussieht und dadurch keine Leser anzieht. Das kann schnell passieren, wenn der Autor sich mit Coverdesign nicht auskennt. Einen Coverdesingner zu bezahlen kann wiederum sehr teuer werden und sich eventuell nicht rentieren. Genauso wie ein Lektorat. Dieses ist unbedingt notwendig, aber auch teuer und bei der ersten Veröffentlichung wird das Geld vermutlich nicht wieder rein kommen. Das stressige und teure Leben als Selfpublisher, gerade wenn man nebenbei noch einem Vollzeitjob nachkommen muss, ist also kein Traumleben, doch auch hier gilt: dran bleiben. Geduld, Ausdauer und das Investieren in ein gutes Cover und Lektorat bei jedem Buch wird sich irgendwann auszahlen.

Fazit

Ich möchte euch jetzt noch ein kurzes Fazit geben. Es gibt viele unrealistische Wunschvorstellungen über das Leben als Schriftsteller, die in der Realität lange nicht so schön sind. Das Schreiben ist ein anstrengender Beruf und bis zum Erfolg ist es ein langer Weg. Doch trotz allem habe ich mir diesen Beruf ausgesucht, denn wenn man es liebt zu schreiben, sich immer weiter entwickelt und hart daran arbeitet erfolgreich zu sein, wird man es irgendwann schaffen, damit sein Geld zu verdienen und vielleicht sogar mehrere Bestseller zu schreiben. Doch man sollte sich nur an diesen Beruf wagen, wenn man ihn auch wirklich liebt.

Um erfolgreich als Schriftsteller zu sein, muss man natürlich auch viel lesen. Deshalb habe ich euch in meinem letzten Beitrag meine Lieblingsbücher vorgestellt.

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